Teil 1: Wie können Medien Eltern und Kinder jetzt unterstützen?
Für die Zeit, in denen Familien durch die Verbreitung des Coronavirus einen völlig neuen Alltag erleben, stellt u.a. das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) verschiedene Informationsmaterialien zur Verfügung: zum Beispiel "COVID-19: Tipps für Eltern" oder "Tipps bei häuslicher Quarantäne". Die dort benannten Tipps haben wir als Grundlage genommen und zusammengetragen, wie Medien uns in diesen Zeiten unterstützen können:
1. Hygiene
Denken Sie daran, dass die vorbeugenden Hygiene-Maßnahmen wie Husten- und Nies-Etikette auch in der Quarantäne notwendig sind, besonders, wenn mehrere Personen in Ihrem Haushalt leben. (BBK)
Welche Maßnahmen besonders wichtig sind, findet sich vor allem auf den einschlägigen Informationsseiten im Netz, wie infektionsschutz.de, bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder auch sehr ausführlich beim Robert-Koch-Institut. Darüber hinaus bieten einige Apps Informationsmöglichkeiten. orochemie Hygiene (kostenfrei im PlayStore und im iOS-AppStore) bspw. stellt Wissenswertes zu Hygiene, Erregern oder Desinfektion mithilfe von Videos und Bildern zusammen. Videos finden sich natürlich auch auf YouTube, z.B. zum Händewaschen von NetDoktor.de oder glückskind von dm oder auch zur Husten- und Nies-Etikette von der BZgA.
2. Tagesstruktur
Schaffen Sie sich eine Tagesstruktur und setzen Sie sich Ziele. Die Ziele sollten unter den gegebenen Umständen realistisch sein. Überlegen Sie, wie Sie die Zeit füllen können. Probieren Sie verschiedene Dinge aus wie z.B. lesen, das Schreiben eines Tagebuchs usw. Ein strukturierter Tagesablauf [...] gibt [auch Kindern] Halt und Sicherheit. Achten Sie darauf, dass Gewohntes möglichst beibehalten wird, und halten Sie Absprachen und Zusagen jetzt ganz besonders zuverlässig ein. [...] Planen Sie z.B. feste Essenszeiten, Zeiten zum Lernen oder Spielen. Beziehen Sie Ihr Kind in die Planungen ein. Auch feste Zeiten, sich über die aktuelle Situation zu informieren, können dazugehören. (BBK)
Auch zum Zeitmanagement bieten Apps Unterstützung. Z.B. können mittels der App Trello (kostenfrei im PlayStore und im iOS-AppStore) Listen für bestimmte Aufgabenbereiche erstellt werden, die über die Zuordnung von Karten in Teilaufgaben untergliedert werden. So können verschiedene Bearbeiter*innen und Deadlines festgelegt werden und alle Beteiligten behalten einen Überblick zum aktuellen Planungsstand. Sowohl für individuelles Spielen oder Lernen als auch für gemeinsame sportliche Aktivität oder Ausflüge sowie Einkaufen oder Aufräumen können auf diese Weise feste Zeitslots vereinbart werden. Unterstützen kann außerdem ein gemeinsamer Online-Kalender, wie ihn z.B. der datensichere und grüne Mail-Anbieter Posteo zur Verfügung stellt.
3. Familie und Freunde
Bleiben Sie mit Familie und Freunden in Kontakt, z.B. über Telefon und soziale Medien.
Erklären Sie Ihrem Kind, warum Besuche von Freunden, den Großeltern oder anderen Bezugspersonen aktuell nicht möglich sind. Ermöglichen Sie Ihrem Kind den Austausch mit diesen Bezugspersonen [...]. Wenn Sie die Möglichkeit haben, Videotelefonie zu nutzen, kann dies das Gefühl von Kontakt und Gemeinschaft stärken. (BBK)
Bei dem Thema liegt der Zusammenhang zu Medien auf der Hand. Doch vielleicht bietet diese spezielle Zeit eine gute Möglichkeit, sich mit datenneutraleren Alternativen zu WhatsApp, Skype & Co. zu beschäftigen?! Warum und welche anderen Messenger gemeint sein könnten, beschreibt bspw. futurezone. Als besonders empfehlenswert für Audio- und Videoanrufe hat sich in unserem Umfeld Wire herausgestellt (kostenfrei im PlayStore und im iOS-AppStore). Online-Konferenzen mit bis zu 15 Teilnehmenden funktionieren über Jitsi Meet sehr störungsfrei, vor allem bei Nutzung der zugehörigen App (kostenfrei im PlayStore und im iOS-AppStore). Und wenn man einmal dabei ist: Vielleicht ist genau jetzt auch die Zeit für ein umfangreiches Data Detox?!
4. Grundhaltung
Bewahren Sie sich eine positive Grundhaltung und orientieren Sie sich an Werten, die Ihnen Halt geben (z.B. Familie, soziales Netz, Glaube). Dies kann sich auch auf Ihr Kind übertragen und vermittelt Zuversicht und Sicherheit. (BBK)
Auch hierbei können Medien möglicherweise unterstützen, indem sie zu einem Austausch über Positives beitragen können (s. zuvor genannte Anwendungen). Sie könnten z.B. auch eine digitale "Pinnwand der guten Gedanken" mittels Padlet im Familien- oder Freundeskreis etablieren (kostenfrei im PlayStore und im iOS-AppStore). Darauf können alle von überall zugreifen und den neusten Witz, ein lustiges YouTube-Video oder auch das letzte schöne Erlebnis als schriftliche Erzählung oder in Bildern anpinnen. Helfen kann dabei auch die Good News App (kostenfrei im PlayStore und im iOS-AppStore), die täglich gute Nachrichten veröffentlicht, welche sich auf der Welt ereignet haben.
5. Nachbarschaftshilfe
Bitten Sie Freunde oder Nachbar*innen, für Sie einzukaufen oder Medikamente zu besorgen. Auch die Gemeinden oder ehrenamtliche Helfer bieten häufig Unterstützung an. (BBK)
Falls die persönlichen Kontakte nicht ausreichen oder nicht greifbar sind, bietet das Internet einige Möglichkeiten Hilfe zu finden. Eine Übersicht zu Angeboten der Nachbarschaftshilfe in Sachsen hat z.B. der MDR zusammengestellt. Auch die QuarantäneHelden bieten eine Plattform, um eigene Anfragen aufzugeben oder mittels Postleitzahl-Eingabe hilfesuchende Menschen zu finden.
6. Sorgen und Ängste
Unfreiwillig in häuslicher Quarantäne zu sein, kann verschiedene emotionale Reaktionen hervorrufen. Das sind normale Reaktionen auf die unnormale Situation. [...] Wenn Sie sich niedergeschlagen fühlen, zögern Sie nicht, sich frühzeitig Hilfe und Unterstützung zu suchen. Ihre Familie oder Ihr weiteres soziales Umfeld können dafür ein wichtiger Rückhalt sein.
Wenn Sie gestresst oder besorgt sind, verheimlichen Sie Ihre eigene Betroffenheit nicht, sondern sprechen Sie offen darüber. Helfen Sie Ihrem Kind zu verstehen, warum Sie so reagieren, wie Sie es tun. (BBK)
Beratung und Unterstützung bietet hier ebenfalls das Netz. So beschreibt z.B. das Online-Magazin ze.tt, was man gegen Sorgen und Ängste in Zeiten von Corona tun kann. Neben umfangreichen Tipps dazu fasst der Stadtjugendring Leipzig auch Telefonnummern zusammen, die Hilfestellung bieten.
7. Sport
Bleiben Sie körperlich aktiv: Auch auf begrenztem Raum kann Sport getrieben werden, z.B. durch Übungen auf einem Stuhl oder auf dem Boden.
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind sich körperlich betätigt (Rad fahren, Ball spielen usw.) und Zeit an der frischen Luft verbringen kann. Durch Bewegung können Anspannung und Stress abgebaut werden. Selbstverständlich unter Berücksichtigung der jeweiligen Hinweise zum Kontakt mit anderen Personen und im Rahmen der Möglichkeiten. Auf kleinem Raum können Zimmertrampoline, Gummitwist oder Springseile helfen. (BBK)
Wir können die Videoreihe von Fit mit Felix oder ALBAs tägliche Sportstunde empfehlen. Übungen im Sitzen sind besonders gut auf der Seite von Simplify dargestellt. Auch eine gesunde Ernährung ist gerade in dieser Zeit wichtig. Spielerisch wird sich dem Thema bei der App Mein Essen - Ernährung für Kinder (3,49€ im iOS-AppStore) gewidmet. Mehr über den Zusammenhang von Fitness und Lebensmitteln erfahren Kinder in der App Fitoons (3,99€ im PlayStore und 2,29€ im iOS-AppStore).
8. Entspannung
Probieren Sie Entspannungsübungen aus, wenn Sie sich angespannt fühlen. Es gibt auch für Ungeübte Entspannungstechniken, die leicht erlernbar sind, z.B. die progressive Muskelentspannung (Grundübungen dazu finden Sie unter anderem in der Apotheken Umschau). Schaffen Sie Zeiträume, in denen sich auch Ihr Kind entspannen kann. (BBK)
Eine weitere Möglichkeit ist das Erlernen der Meditation. Um Ruhe und Kraft in Zeiten wie diesen zu gewinnen, empfehlen wir z.B. die App Headspace (kostenfrei im PlayStore und im iOS-AppStore). Eine Anleitung zur Meditation mit Kindern findet sich im Nachschlagewerk Das Kita-Handbuch von Martin R. Textor und Antje Bostelmann. Auch Fantasiereisen tragen zur Entspannung bei. Eine umfangreiche Sammlung finden Sie auf dem YouTube-Kanal von Ohrinsel.
9. Geistige Aktivität
Bleiben Sie auch geistig aktiv, z.B. durch Lesen, Schreiben, (Denk-)Spiele usw. Bieten Sie auch Ihrem Kind die Möglichkeit, sich mental zu betätigen, z.B. mit Rätsel- und Knobelaufgaben. (BBK)
Wenn der Lesestoff zu Hause langsam aus geht, kann bei diversen Plattformen auf elektronische Bücher zurückgegriffen werden. Wie viele Bibliotheken hat auch die Stadtbibliothek Leipzig ein vielfältiges Onlineangebot an ebooks und auch Filmen zu bieten. Bei dem ebook-Verleger Kindle befindet sich aktuell eine Auswahl an kostenlosen Kinder-, Jugend- und Sachbüchern zum Lesen und Vorlesen. Eine umfangreiche Sammlung an Knobelaufgaben finden Sie beim BdP Landesverband Sachsen. Rätselspaß bietet bspw. auch die App Escape Team (kostenfrei im PlayStore und im iOS-AppStore), bei der allein oder in Gemeinschaft knifflige Aufgaben gelöst werden können. Die zugehörigen Hörspiel-Sequenzen, sowie Hintergrundgeschichten, ergeben ein spannendes Spiel für zu Hause. In eine fantasievolle Welt begibt man sich bei der App Monument Valley (2,99€ im PlayStore und 4,49€ im iOS-AppStore), in der einzigartige Umgebungen erforscht und Abenteuer erlebt werden.
10. Altersgerechte Erklärung
Erklären Sie Ihrem Kind in altersgerechten Worten die aktuelle Situation und erläutern Sie, warum gewisse Maßnahmen durchgeführt werden müssen. Unterstützen Sie Ihr Kind mit Zuwendung und Geduld. Geben Sie ihm die Möglichkeit, die aktuelle Situation zu verarbeiten und sich daran anzupassen. [...] Hören Sie aufmerksam und geduldig zu, wenn es von Eindrücken erzählt, auch wenn es sich wiederholt. [...] Wenn Ihr Kind Fragen stellt, beantworten Sie diese ehrlich. Sagen Sie offen, wenn Sie etwas selbst nicht wissen. Sie können dann gemeinsam überlegen, wer Ihnen die gewünschte Antwort geben kann. Besprechen Sie mit Ihm, wie Sie vorgehen werden, wenn ein Familienmitglied oder das Kind selbst Krankheitszeichen zeigt. Erklären Sie auch, was getan wird, um den betroffenen Personen zu helfen und eine weitere Ausbreitung des Krankheitserregers zu verhindern. (BBK)
Kindgerecht aufbereitete Informationen zur derzeitigen Lage finden Sie z.B. beim Kindernachrichtensender logo! des ZDF. Für die ganz Kleinen gibt es ein tolles Erklärvideo in Form eines Märchens vom Mediziner Start-Up Meditricks im Netz anzuklicken. Ältere Kinder und Jugendliche erhalten eine fachsichere und ansprechende Erläuterung beim öffentlich-rechtlichen Format Funk.
11. Fake News
Seien Sie kritisch: Es sind viele Falschinformationen im Umlauf. Informieren Sie sich bei vertrauenswürdigen Quellen, z.B. auf der Webseite des Robert-Koch-Instituts. Auch das Bundesgesundheitsministerium, die Landesministerien und die Gesundheitsämter stellen gesicherte Informationen bereit. Seriöse Ansprechperson ist natürlich auch Ihr Hausarzt/Ihre Hausärztin. (BBK)
Sogenannte Fake News verbreiten sich blitzschnell über Soziale Netzwerke und Online-Plattformen. Empfehlenswerte Webseiten, die sich mit aktuellen Falschmeldungen auseinandersetzen, sind Mimikama und der ARD-Faktenfinder. Ob ein Beitrag wirklich die Wahrheit sagt, kann mit der Fake News Check App (kostenfrei im PlayStore und im iOS-AppStore) selbst getestet werden. Ein spannendes Lernspiel zum Thema bietet Escape Fake (kostenfrei im Playstore und im iOS-AppStore) - sogar mit wirksamen Augmented Reality-Elementen.
12. Medienkonsum
Versuchen Sie, den Medienkonsum in Bezug auf dieses Thema bewusst zu gestalten. Setzen Sie sich z.B. feste Zeiten, in denen Sie neue Nachrichten und Informationen recherchieren. Schützen Sie Ihr Kind vor zu intensivem Konsum der Berichterstattung. Immer wieder mit bestimmten Bildern und Schilderungen konfrontiert zu werden, hilft nicht und kann verunsichern, auch Sie selbst. (BBK)
Um weniger Zeit mit der aktuellen Berichterstattung bspw. auf dem Smartphone zu verbringen, hilft die App Forest (kostenfrei im PlayStore und 2,29€ im iOS-AppStore). In dieser kann mithilfe von Gamification-Elementen ein virtueller Baum gepflanzt werden, der in der bildschirmfreien Zeit wächst. Auf dem Smartphone selbst kann die Nutzungszeit von Apps zum Teil auch selbstständig eingesehen, reguliert und limitiert werden. Bei Apple-Geräten ist dies unter Bildschirmzeit zu finden und bei Android-Geräten hilft bspw. die App Screen Time (kostenfrei im PlayStore).
Generell empfiehlt es sich, Vereinbarungen zur Mediennutzung in der Familie abzustimmen und gemeinsam festzulegen. So kann z.B. ein Mediennutzungsvertrag online je nach Situation auch immer wieder angepasst werden. Weitere Möglichkeiten und zusätzliche Informationen dazu stellen wir in Zukunft auf der nachfolgenden Seite vor.
13. Zeiterleben
Setzen Sie sich mit der Schule in Verbindung: Häufig werden von dort Arbeitsmaterialien zur Verfügung gestellt, die zu Hause bearbeitet werden können. [Bedenken Sie:] Kinder haben ein anderes Zeiterleben als Erwachsene. Malen Sie z.B. einen Kalender und streichen Sie – ähnlich einem Adventskalender – jeden Tag der Quarantäne ab, sodass die Zeitspanne für Ihr Kind greifbarer wird. (BBK)
Den letzten Gedanken aufgreifend, wäre es eine Idee, einen solchen "Adventskalender" mithilfe der Webseite Türchen.com umzusetzen. Dieser muss nicht ausschließlich für die Weihnachszeit gedacht sein; es lassen sich auch individuelle Türchen als Urlaubs- oder eben Corona-Countdown gestalten, die jeden Tag eine kleine Überraschung bereithalten.
Auch zur Frage, wie Pädagog*innen, Eltern und Kinder das Klassenzimmer in die eigenen vier Wände verlagern können, erstellen wir derzeit ein Informationsangebot. Die ersten Veröffentlichungen dazu finden sie hier und auf unseren Social Media-Kanälen.